Sonntag, 11. Mai 2014

Wie berechnet sich Arbeitsleistung?

In der vergangenen Woche konnten wir zwei Nachrichten lesen, von denen zumindest eine eigentlich keinen Nachrichtenwert hatte. Denn das, was sie aussagte, wusste man schon immer. So wurde das Buch ‚Das Kapital im 21. Jahrhundert‘ des französischen Autoren Thomas Piketty als Bestseller vorgestellt. Mit fast eintausend Seiten beschreibt er, dass die Reichen immer Reicher werden und die Armen immer ärmer. Wusste man das nicht schon lange? Gut, er hat sich die Mühe gemacht, das mittels zwanzig Jahre lang gesammelten Wirtschaftsdaten wissenschaftlich zu belegen. Aber, dass dieser Beweis gelingen musste, das war ebenfalls Binsenweisheit. Dennoch hat sich Herr Piketty zweifellos Verdienste erworben, denn es ist ein Unterschied, ob eine Sache von jedem Normaldenkenden schon immer so empfunden wurde, oder ob es mit wissenschaftlichen Methoden juristisch unanfechtbar bewiesen wird. Und das hat Herr Piketty wohl getan. Direkt zur Bestätigung des ungebremst wachsenden Reichtums wurden die Einkommen der fünfundzwanzig höchst dotierten Investmentbanker veröffentlicht. Bildet man das arithmetische Mittel aus deren Einkommen, so beträgt es ziemlich genau 1 Milliarde Dollar pro Jahr und Person. Natürlich ist es unfair, ein Durchschnittsgehalt zu bilden, denn das verheimlicht, dass es auch hier Superreiche und Arme gibt. So genehmigt sich der Ärmste der Reichen lediglich armselige 600 Millionen Dollar im Jahr, also nur 50 Millionen Dollar pro Monat, gerade mal 1.666,- Millionen Dollar am Tag. Er muss daher tatsächlich bis zu 5 Minuten ‚arbeiten‘, um das Jahreseinkommen seiner Putzfrau zu finanzieren. Das ist direkt erschütternd. Da geht es dem Großverdiener unter den Investmentbänkern mit seinem 2,5 Milliarden Einkommen doch sehr viel besser. Bei seinem Monatseinkommen von rund 208 Millionen Dollar ‚verdient‘ er durch seinen täglichen Schlaf jede Nacht 3,4 Millionen Dollar. Selbst seine Kacke wird zu Gold! Denn während er diese auf der Toilette hinterlässt, wächst sein Konto um mindestens 47.000,- Dollar. Das entspricht 27,91 Unzen oder 791 Gramm reinem Gold. Wann immer er also als Leistung durchschnittlich hundertfünfzig Gramm Kacke in die Waagschale wirft, so wird daraus regelmäßig die fünffache Masse an Gold. Davon hat selbst der Alchimist Böttger nicht zu träumen gewagt, auch, wenn seine ersten Erfolge braunes Porzellan hervorbrachten. Was ist also die Leistung dieser Manager? Sie arbeiten, so unterstelle ich mal, jeden Tag nicht anders unter Einsatz ihrer Zeit, ihres Wissens und der vollständigen Hingabe für ihren Beruf, wie jeder ehrliche Arbeiter auf der ganzen Welt. Also, daran kann es nicht liegen. Es liegt also an ihrer Position, denn diese unterscheidet sich, wie man sieht, auch innerhalb der Beruftsgruppe. Aber, wieso werden Positionen und nicht Leistungen bezahlt? Neid, Neid, werden jetzt manche rufen. Nein, es könnte mir egal sein, ob ein und die selbe Person ein Jahreseinkommen von zehntausend oder 10 Millionen Euro hat, denn das beeinflusst ja mein Leben nicht im Geringsten. Wirklich? Damit sind wir wieder bei der Verteilungsgerechtigkeit des Bruttosozialproduktes. Das Einkommen des Investmentbankers ist ja nicht einfach ein Bündel Geld, sondern ein Berechtigungsschein, sich aus dem, vom gesamten Volk durch Einsatz der statistisch gleichen Arbeitskraft verdienten Bruttosozialprodukts einen seiner Entlohnung entsprechenden Warenwert entnehmen zu dürfen. Da aber der schon der eine oben genannte Spitzenverdiener so viel Geld zugeteilt bekommt, wie zusammen genommen rund 125000 Arbeiter, erwirbt er damit den Anspruch, sich aus dem Volksvermögen so viel zu entnehmen, wie eben diese 125000 Menschen zusammen. Selbst nähme man an, der Investmentbanker habe durch seine Arbeit eine volkswirtschaftlich nützliche Leistung erbracht, was ja oft nicht einmal der Fall ist, so entnimmt er eine solche Menge aus der Volksleistung, dass für alle anderen spürbar weniger übrig bleibt. Beachten man nun alle 25 Spitzenverdiener, so haben sie sich durch ihre Geldzuweisung so viel Anspurch gesichert, wie insgesamt 1,25 Millionen Arbeiter . Es dürfte außer Frage stehen, dass sie diesen Anspruch nicht durch real messbare Leistung in die Volkswirtschaft eingereicht haben, denn das könnte nur ein Zauberer. Denn sorry, lieber Investmentbanker, Geldwert entsteht ausschließlich als Gegenwert der von Arbeitern neu geschaffenen Objekten. Alle anderen Einkommen entstehen durch Umverteilung. Der Investmentbanker lebt somit von nichts anderem, als dass die Leistung anderer auf ihn umverteilt wird. Und diese Umverteilung erzwingt er selbst zu seinen Gunsten mithilfe des Druckmittels, das ihm sein bereits verfügbares Geld bietet. Nun, jetzt kann man sagen, dieser Fall sei unzutreffend. Personen, die so reich sind, haben bereits fast alles und kaufen den normalen Bürgern nichts weg. Auch das stimmt mit hoher Wahrscheinlichkeit, jedoch auch mit einem ganz großen Aber. Um den Superreichen überhaupt Geld entziehen und wieder in den Kreislauf der regulären Volkswirtschaft eingliedern zu können, muss das Volk ununterbrochen neue Kaufanreize für diese Personengruppe schaffen. Größere, technisch verbesserte und vor allem viel teurere Waren. Auch diese müssen natürlich produziert werden, wobei gleichzeitig ein enormer Erneuerungsanreiz geschaffen werden muss, damit die Superreichen regelrecht mit dem Geld um sich schmeißen. Konkret kann man schlussfolgern, wollte man den Superreichen das gesamte in einem Jahr an sich ausbezahlte Geld wieder entziehen, so müssten eben genau 1,25 Millionen Bürger ausschließlich zu diesem Zwecke arbeiten, wobei dann jedoch kein einziges Produkt zu Gunsten der Normalbürger entsteht. Auf Energie- und Ressourcenverbrauch ist hierbei keine Rücksicht genommen. Das kann man gar nicht, denn sonst käme man nicht an das Geld. Superreichtum trägt daher zu Lasten des Volkes zu einem erheblichen Anstieg der Umweltbelastung und des Ressorcenverbrauchs bei. Und dennoch ändert es nichts daran, dass ein Heer vor Arbeitern ausschließlich dafür seine Arbeitskraft einsetzen muss, um Geld wieder in den Kreislauf zu bringen, das der Volkswirtschaft durch leistungslose Einkommen entnommen wird. Nun, auch das ist natürlich nur zu einem, gemessen an dem Vermögen der Superreichen, kleinen Teil der Fall. Denn jemand, wie der beschriebene Spitzenverdiener, dessen Konto täglich um ca. 6,8 Millionen Dollar ansteigt, kann das Geld ja gar nicht mehr verbrauchen. Warum sollte er täglich mehrere Neuwagen, Häuser oder Jachten kaufen, es sei denn, wiederum als Investition, um damit noch mehr Geld zu verdienen. Also investiert er das Geld, das er bei selbst noch so großen Wünschen schlicht nicht mehr anders ausgeben kann. Und das ist das allerschlimmste. Gehen wir mal davon aus, die fünfundzwanzig Spitzenverdiener mit durchschnittlich 1 Milliarde Dollar Einkommen im Jahr, leben in Saus und Braus und hauen monatlich eine Million Dollar für privaten Konsum auf den Kopf. Schon so ein regelmäßiger persönlicher Verbrauch ist kaum vorstellbar. Bleiben noch rund 988 Millionen Dollar zum Investieren übrig. Sie kaufen also Firmen, Grundstücke und Ressourcen. Das bringt den Superreichen aber nicht nur Rendite und neues Kapital zum Investieren, sondern verknappt zugleich durch die Endlichkeit der Ressourcen der Erde für alle anderen die Möglichkeit Ressorcen nach tatsächlichem Bedarf zu nutzen und Eigentum zu erwerben und im Erwerb zu halten. Man kann ausrechnen, wie lange es dauert, bis diesen 25 Menschen und ihren Nachkommen praktisch die gesamte Welt mit allen darauf befindlichen Gütern gehört. Allen anderen Menschen bleibt dann nichts übrig, als für die Verzinsung des Kapitals dieser wenigen zu arbeiten. Gerade so geduldet, um als Arbeiter die Güter zu produzieren und dann als Konsumenten wiederum die selbst gefertigten Güter überteuert zu kaufen und damit den Besitz der Reichen zu sichern. Fragt sich dann nur, was die Reichen mit ihren Einnahmen machen, wenn sie bereits alles gekauft haben und das nicht mehr durch Ressourcen abgedeckte Papiergeld letztlich den Wert erreicht, den es eigentlich schon immer hatte. Den Wert von durchschnittlich etwa 90 Quadratzentimeter Papier. Liegt es nicht nahe, dass in einer Demokratie, in der das Volk regiert, das Volk nicht zustimmt, dass von seiner Volksvertretung ein Wirtschaftssystem geduldet wird, das seine eigene Existenz nicht nur in Frage stellt, sondern bereits ganz real immer mehr in jeglicher Entfaltungsmöglichkeit einschränkt?

1 Kommentar:

  1. Das ist gut zu wissen, danke! Falls Sie eine sichere Plattform für Investments einstellen wollwn, dann empfehle Ich due diligence m&a

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